Es ist ein sonniger Tag und ich gehe Nachmittags aus dem Haus um ein wenig frische Luft zu schnappen und ein paar Fotos zu schießen. Ich bin gerade 3 Minuten aus dem Haus, ca. 200 Meter von meiner Tür entfernt, da sehe ich ihn auf dem Boden sitzen.

Er sitzt  mit angewinkelten Beinen, guckt leicht verwirrt und vor ihm steht eine kleine Plastiktasche. Ich schätze ihn auf Ende 50. Niemand ist in der Nähe und da er aussieht als würde er Hilfe benötigen gehe zu ihm hin: “Brauchen Sie Hilfe?”, frage ich. “Der Radfahrer hat mich voll umgefahren…. hast du das gesehen?”, erwidert er.

Tatsächlich hatte ich überhaupts nichts gesehen. Er erzählt mir weiter, was gerade geschehen ist. Ich sehe, dass er zittert und rieche eine leichte Bierfahne. Langsam helfe ich ihm hoch und er setzt sich erst mal auf eine Backsteinmauer. Ich sehe, dass er am Handballen eine leichte Schürfwunde hat und weise ihn drauf hin. Zitternd nimmt er sich ein Papiertaschentuch und drückt es auf die Wunde.

“Weißt du”, sagt er dann “ich bin 75… da ist man nicht mehr so fit. Kannst du mich Nach hause bringen? Ich wohne direkt um die Ecke.”
”Klar”, erwidere ich “das kriegen wir schon hin.”
Ich nehme seine Tasche, da drin liegen zwei Flaschen Bier, in die linke Hand und lass ihn sich an meinem rechten Arm festhalten. Langsam und unsicheren Schrittes machen wir uns auf den Weg zu seiner Wohnung.

Er ist ziemlich wackelig auf den Beinen. Ob durch den Schock oder den Alkohol kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Bei seinem Hauseingang angekommen drückt er mir die Schlüssel in die Hand. Ich schließe die Tür auf. Er klammert sich ans Geländer und wankt langsam Richtung seiner Wohnungstür hoch. Zum Glück wohnt er direkt im Erdgeschoss und muss nur eine kleine Treppe hoch.

Auch seine Wohnungstür schließe ich ihm noch auf. Ich erhalte einen kleinen Einblick in sein Leben. Dunkle Einrichtung, alles etwas alt und abgenutzt. Ein kleiner Röhrenfernseher läuft offenbar auch, wenn er außer Haus ist.

“Willst du noch mit rein kommen?”
”Nein danke, ich bin gleich noch verabredet.”
”Ach so… was kriegst du denn jetzt?”
”Wie? Was soll ich kriegen?”
”Na ich mein Geld.”
”Ach quatsch, gar nichts. Wenn jemand Hilfe braucht, dann helfe ich doch gerne.”
”Dann sag mir wenigstens deinen Vornamen.”
”Ich heiße Markus.”
”Ich bin Arno.”

Ich wünsche Arno noch einen schönen Tag, verlasse das Haus und genieße den Rest des Tages in dem guten Gewissen jemandem geholfen zu haben.

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2 Comments on Hilfe im Alltag

  1. Neuer Blogeintrag: Hilfe im Alltag…

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